Keuchhusten – Lebensbedrohliche Hustenanfälle
Aus medizinischer Sicht wird Keuchhusten auch als Pertussis bezeichnet. Umgangssprachlich auch als Stickhusten. Typischerweise ist die Kinderkrankheit mit sehr schweren Hustenanfällen verbunden, die insbesondere für Säuglinge lebensbedrohlich werden können. Da eine Infektion mit Keuchhusten hochansteckend ist, gilt gemäß § 34 Abs. 1 des Infektionsschutzgesetzes ein allgemeines Schulverbot in ganz Deutschland. Auch weitere Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindertagesstätten dürfen nicht aufgesucht werden. Ebenso dürfen Erwachsene während der anhaltenden Ansteckungsfähigkeit nicht zur Arbeit gehen. Die gesamte Krankheitsdauer umfasst einen Zeitraum von mehreren Wochen. In einigen Fällen leiden die Betroffenen sogar über mehrere Monate an den Symptomen von Keuchhusten.
Häufigkeit der meldepflichtigen Kinderkrankheit
Bis vor kurzem waren lediglich die neuen Bundesländer verpflichtet, bei Verdacht einer Erkrankung durch Keuchhusten eine Meldung an das örtliche Gesundheitsamt weiterzugeben. Erst seit dem 29. März 2013 sind alle Bundesländer zu einer Meldung verpflichtet. Aufgrund dessen können bislang keine genauen Zahlenangaben bezüglich der jährlich infizierten Personenkreise in Deutschland gemacht werden. 2003 waren weltweit circa 17 Millionen Menschen an Keuchhusten erkrankt, wobei vor allem Entwicklungsländer betroffen waren. 90 Prozent der Erkrankten wird ihnen zugeschrieben, was mit niedrigen Impfraten und teils fehlenden Impfmöglichkeiten zusammenhängt. Wie viele Erkrankungsfälle auf Gesamtdeutschland zurückzuführen sind, kann nicht gesagt werden. Die gemeldeten Infektionen in den neuen Bundesländern zeigen allerdings, dass die Erkrankungsfälle jährlich kontinuierlich ansteigen. Während im Jahr 1994 gerade einmal 3,4 Deutsche pro 100.000 Einwohner an Keuchhusten erkrankten, waren es im Jahr 2004 schon 12,3 Deutsche pro 100.000 Einwohner. Die Gründe für die Häufung der Krankheitsfälle sind vielfältig, aber insbesondere in der Aufhebung der Impfpflicht zu begründen, welche in der damaligen DDR noch bestand. Heute sind viele Eltern impfmüde geworden, haben eventuell auch Angst vor den möglichen Komplikationen, die mit einer Keuchhusten-Impfung verbunden sein können. Laut dem Robert-Koch-Institut erkrankten im Jahr 2011, im ostdeutschen Gebiet, 4.200 Personen an Keuchhusten.
Der Übertragungsweg von Keuchhusten
Verantwortlich für die Keuchhusten-Infektion sind Bakterien, die sogenannten Bordetella pertussis. Allerdings verursachen diese Bakterien nicht gleichzeitig den Keuchhusten beziehungsweise die schweren Hustenfälle, welche damit verbunden sind. Verantwortlich für die symptomatischen Keuchhusten-Anfälle sind Eiweiße, welche von den Bakterien produziert werden und ein Endotoxin bilden.
Toxin ist verantwortlich für den Hustenreiz
Sobald die Bakterien in die Schleimhäute des Atemtraktes eindringen, entsteht die Keuchhusten-Erkrankung. Anschließend vermehren sich die Bakterien im Atemtrakt und bilden nach einer gewissen Zeit die Eiweiße, welche wiederum das Endotoxin freisetzen. Durch das Toxin wird das Hustenzentrum im zentralen Nervensystem einer starken Reizung ausgesetzt. Diese Reizung ruft die typischen und oftmals sehr schweren Hustenanfälle hervor. Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zu den ersten Symptomen, beträgt ungefähr 7 bis 20 Tage. Interessanterweise zeigen nicht alle Erkrankten das typische Bild einer Keuchhusten-Erkrankung. Stattdessen verläuft die Infektion bei ungefähr 40 Prozent aller Infizierten relativ harmlos als Bronchitis. Noch einmal 40 Prozent der Betroffenen bleiben dahingegen sogar vollkommen symptomlos. Die Dunkelziffer der tatsächlichen Keuchhusten-Erkrankungen dürfte somit enorm hoch sein.
Ansteckungsdauer bis zu acht Wochen
In der Regel wird Keuchhusten durch Tröpfcheninfektion übertragen. Aber auch der direkte Kontakt zu einem Erkrankten kann eine Übertragung der Erreger ermöglichen. Man geht von einer Ansteckungswahrscheinlichkeit von 90 Prozent aus. Die Ansteckungsfähigkeit beginnt mit den ersten Symptomen, welche jedoch meist sehr harmlos erscheinen und eher einem grippeähnlichen Infekt gleichen. Dadurch kann es bei nichtgeimpften Gruppenverbänden schnell zu epidemischen Ausbreitungen kommen. Ansteckungsfrei sind Betroffene frühestens vier Wochen nach Krankheitsausbruch. Im schlechtesten Fall kann sich die Ansteckungsfähigkeit auf bis zu acht Wochen ausweiten. Die tatsächliche Ansteckungsfähigkeit ist von dem Krankheitsverlauf und dessen Dauer abhängig. Durch eine Antibiotikagabe kann die Dauer eingegrenzt werden.
Lebenslange Immunität nach Einmalerkrankung
Personen, die einmal an Keuchhusten erkrankt sind, bilden im Normalfall eine lebenslange, antitoxische Immunität. Diese Immunität wird in der Regel auch bei symptomlosen Verläufen aufgebaut. Trotzdem können Betroffene auch ein zweites Mal am Keuchhusten erkranken. Die Symptome sind in diesem Fall aber sehr viel leichter als bei einer Erstinfektion.
Die verschiedenen Stadien von Keuchhusten
Im Normalfall ist der Krankheitsverlauf recht typisch, sodass eine Diagnose meist anhand des Krankheitsbildes gestellt werden kann. Allerdings kann die Infektion bei Erwachsenen, Jugendlichen und Säuglingen auch atypisch verlaufen. Grundsätzlich unterteilt man die Keuchhusten-Erkrankung in drei verschiedene Stadien, die allesamt mit unterschiedlichen Symptomen und Schweregraden verbunden sind:
Stadium catarrhale
Bei dem Stadium catarrhale handelt es sich um das erste Stadium, auch Vorstadium genannt. Die Symptome ähneln einem leichten Infekt, der vor allem durch Husten, Schnupfen und unter Umständen auch Fieber erkennbar ist. Der Husten lässt sich allerdings nicht therapieren. Inhalationen, Hustenstiller und alle anderen Mittel sind wirkungslos. Dies könnte ein erstes Anzeichen für den ernst zu nehmenden Keuchhusten sein. Diese Phase des ersten Stadiums dauert ungefähr zwei Wochen an. Auch wenn die Betroffenen die Symptome als recht harmlos beschreiben, gilt Vorsicht. Denn vor allem während dieser Zeit besteht erhöhte Ansteckungsgefahr.
Stadium convulsivum
Hierbei handelt es sich um das zweite Stadium. Es schließt sofort an das erste Stadium an. Nun zeigt sich die eigentliche Keuchhusten-Infektion. Die typischen, charakteristischen Symptome des Keuchhustens treten auf. Betroffene bekommen sehr schwere Hustenanfälle, die sowohl an Heftigkeit wie auch an Häufigkeit zunehmen. Die Hustenanfälle zeichnen sich meist durch 10 bis 20 aufeinander folgende Hustenstöße aus. Auch ein verlängertes und ziehendes Einatmen während eines Hustenanfalls ist zu beobachten. Viele Kinder stecken während des Hustens die Zunge heraus. Da die Anfälle sehr heftig sind, kann es zu Einblutungen in den Lidern und Bindehäuten der Augen kommen. Zum Ende eines Hustenanfalls würgen viele Kinder glasigen Schleim aus. Sehr schwere Hustenanfälle führen zum Erbrechen. Bis zu fünfzig solcher Hustenanfälle sind pro Tag möglich, wobei vor allem nachts eine deutliche Dominanz zu beobachten ist. Die Dauer dieses zweiten Stadiums beträgt mindesten drei Wochen, kann sich aber auch auf sechs Wochen ausdehnen.
Stadium decrementi
Das dritte und gleichzeitig letzte Stadium der Keuchhusten-Erkrankung ist durch die allmähliche Abnahme der Hustenanfälle geprägt. Allerdings kann diese „Erholungsphase“ sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Bei einigen Kindern und Erwachsenen kann es Monate dauern, bis der Keuchhusten komplett ausgeheilt ist. In dieser Phase besteht jedoch keine Ansteckungsgefahr mehr.